Der Businessclub Club Tirol weilte zu Besuch im Haus von OeNB-Präsident Harald Mahrer und Gouverneur Ewald Nowotny am Wiener Otto-Wagner-Platz.
12,5 Kilogramm Gold in Form eines Goldbarrens lassen sich mit einer Hand nur schwer heben. Davon konnten sich nun die Mitglieder des Businessclub Tirol, angeführt vom Präsidenten Julian Hadschieff und Vizepräsidentin Renate Danler, im kleinen, aber feinen Geldmuseum der Österreichischen Nationalbank (OeNB) selbst überzeugen. Kein Aprilscherz: Weit über 100 Gäste hatten es sich am Montag nicht nehmen lassen, der Einladung in das geschichtsträchtige und hochgesicherte Haus der Nationalbank am Wiener Otto-Wagner-Platz zu folgen. Gab es doch hier einiges Wissenswertes über Aufgaben und Arbeit einer Zentralbank im System der europäischen Zentralbanken zu sehen und zu hören.
"Hausherr" und OeNB-Präsident Harald Mahrer, Vizepräsidentin Barbara Kolm und Direktor Kurt Pribil hießen den Businessclub Tirol zu Beginn herzlich willkommen. "Ich bin tief beeindruckt von der großen Zahl der hier in Wien lebenden und in so vielen wichtigen Funktionen arbeitenden TirolerInnen", begrüßte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny (selbst Mitglied im "Club der Oberösterreicher") anschließend die Besucher im bis auf den letzten Platz gefüllten Vortragssaal.
Nowotny gab einen kurzen Überblick zur Geschichte der 1816 gegründeten "privilegierten österreichischen Nationalbank", die ursprünglich in den Räumen des heutigen Café Central in der City residierte. Das heutige OeNB-Hauptgebäude wurde 1913 ursprünglich als Druckereigebäude errichtet - das Ende der Monarchie verhinderte den weiteren Ausbau des "neuen Palast des Geldes" und so zog 1925 die NB in das Druckereigebäude. Dass eine Institution wie die Nationalbank heutzutage auch Sparzwängen unterworfen ist, zeige sich, so Nowotny, etwa daran, dass es seit dem Vorjahr nur noch eine NB-Zweiganstalt in Österreich gebe - jene in Tirols Landeshauptstadt Innsbruck.
Von Aufgaben und Umbrüchen
Über das "breite Spektrum an Aufgaben" einer Zentralbank im Euroraum, die inhaltlichen Schwerpunkte einer modernen Zentralbank im 21. Jahrhundert, informierte dann OeNB-Vizepräsidentin Kolm (selbst Tirolerin) - ganz im Sinne einer der neuen Kernaufgaben der NB, nämlich die "Finanzbildung der Österreicher" im Zeitalter von "Social Media & Co" anzuheben. Denn, so Kolm, die "wenigsten Menschen wissen eigentlich, was eine Zentralbank so genau macht".
Das sind etwa (gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank) die klassische Sicherung des gesamten Bar- und unbaren Zahlungsverkehrs, die Gewährleistung der Preisstabilität, eine umfassende statistische Datenerhebung und -Auswertung, wirtschaftspolitische Expertisen, bis hin zur Auseinandersetzung mit neuen Herausforderungen wie Kryptowährungen etc. Dass das traditionsreiche Haus selbst einen großen "Aufbruch bzw. Umbruch" erlebt - Stichwort: Umbau der Bankenaufsicht samt der Verlagerung von rund 200 Mitarbeitern zur FMA - ließ Kolm dabei nicht unerwähnt: "Natürlich gibt es da noch Schwierigkeiten und Diskussionen, aber letztlich wird durch diese Reorganisation alles effektiver sowie kostengünstiger und entlastet somit auch uns Steuerzahler."
Als große Herausforderung für die Zentralbank und ihre Geldpolitik sieht Kolm die großen globalen Unsicherheiten, die hohe Volatilität an den Finanzmärkten und die geopolitischen Veränderungen sowie die anstehenden juristischen Veränderungen und die neuen technologischen Entwicklungen. Der Brexit, der Aufstieg des Populismus und die Folgen der Finanzkrise vor zehn Jahren beschäftigen derzeit vor allem Europa - konjunkturelle Entwicklungen waren schwierig vorauszusehen und führten zu politischen Unsicherheiten. Viele der gesetzten geldpolitischen Maßnahmen durch die Finanzkrise konnte sich "zuvor kein Ökonom vorstellen". Die so entstandenen Überregulierungen, die protektionistischen Tendenzen, die möglicherweise entstehenden Handelskriege führten zu großen Problemen. Aber, so Kolm, es gibt auch einen positiven Aspekt: Viele Banken und Volkswirtschaften im Euroraum haben "ihre Hausaufgaben ganz gut gemacht, wenn auch noch nicht alle".
Nach den Vorträgen konnten sich die Besucher im (öffentlich zugänglichen) Geldmuseum über die Geschichte des Geldes wie jene der Nationalbank informieren - inklusive Blick auf den einst vom Tiroler Erzherzog Sigismund ausgegebenen "Guldiner" (ein Münztyp, der als Taler weltweite Verbreitung fand) sowie dem gemeinschaftlichen "Goldbarren-Heben".
In der Besucherschar gesehen wurden: die Club Tirol-Vorstandsmitglieder Charlotte Sengthaler, Martina Scheiber, Stefan Kirchebner, Franz Allerberger (AGES), Winfried Eberl (AV-Medien), Manfred Folie (Deloitte), Hannes Gruber (Vienna Insurance Group), Marianne Hussl-Hörmann (Im Kinsky), Hannes Kar (Fernsehjournalist), Stefan Lassnig (SL Strategieberatung), Sigrid Neureiter (Dr. Neureiter-PR), Emanuel Riccabona (Impactory), Georg Salner (Künstler), Barbara Schennach (WKÖ), Kurt Schranz (UKI), Johanna Seeber (Seeste Bau), Markus Szyszkowitz (design+cartoons - Tiroler Tageszeitung) und viele mehr.