Club Tirol ließ sich von Bundesminister Norbert Totschnig zum Thema „Arbeiten für ein nachhaltiges und lebenswertes Österreich“ informieren.
Im Marmorsaal des Regierungsgebäudes am Wiener Stubenring 1 stand zunächst „geballte Osttiroler Kraft“ auf dem Podium. Nämlich zwei Herren, die nicht nur die gemeinsame Herkunft und der berufliche Karriereweg als „Auslandsosttiroler“, sondern zudem ihre langjährige Mitgliedschaft im Club Tirol verbindet.
Hier der Hausherr und Gastgeber, der zum hochrangigen „ministeriellen Vortrag“ eingeladen hatte. Dort der renommierte Rechtsanwalt Peter Kunz, Vorstandsmitglied des Club Tirols, der bei diesem Clubabend mit zahlreich erschienenen Publikum im Festsaal des Landwirtschaftsministeriums die Rolle des einführenden Moderators übernommen hatte.
Nach herzlicher Begrüßung durch Club Tirol-Vizepräsidentin Renate Danler startete Norbert Totschnig – seines Zeichens seit knapp zwei Jahren Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft – am Redner-Mikrofon seinen Impulsvortrag „Arbeiten für ein nachhaltiges und lebenswertes Österreich“. Ein gut halbstündiger, lockerer Parforceritt quer durch die Arbeitsgebiete des Ministeriums samt Hinweisen auf bereits erledigte und bald anstehende Agenden.
Gute Regierungszusammenarbeit
„Diese Koalition hat im Vergleich zu den vorangegangenen der letzten Jahre unter dem Motto Entlasten und Perspektiven schaffen am Meisten auf den Weg gebracht,“ erklärte ein sichtlich erfreuter Totschnig. Sei es von der Abschaffung der kalten Progression, den Energiekostenzuschüssen für die Wirtschaft, über Pensionserhöhungen, einem gigantischen neuen Finanzausgleich samt speziellen Gemeindepaketen, verbesserten Leistungen für Familien, Impulsprogrammen für die Landwirtschaft bis hin zur ökosozialen Steuerreform für den Klimaschutz, dazu dem Klimaticket oder dem Ausbaugesetz für erneuerbare Energie. „Zwischen den Koalitionären gab es trotz Gegensätzen immer eine konstruktive Zusammenarbeit, da kann ich viel Positives erzählen“, erklärte Totschnig.
Herausforderungen
Beim Blick in die Zukunft, den anstehenden Herausforderungen, den notwendigen Arbeiten für ein „lebenswertes Österreichs“ inklusive Erhalt „unseres Wohlstandes und der Wettbewerbsfähigkeit“ gab’s vom ehemaligen Bauernbund-Direktor auch einige kritische und mitunter besorgte Anmerkungen. Klimawandel und globale Bevölkerungsdynamik („wir gehen rasch in Richtung 10 Milliarden Menschen“) werfe etwa Fragen zu den Auswirkungen auf die Agrarmärkte und damit der Versorgung der Weltbevölkerung auf.
Um den auch in Europa herandrängenden Problemen begegnen zu können, brauche es unbedingt den europäischen „Green Deal“. Von dessen tatsächlicher Umsetzung sind „wir aber noch sehr weit entfernt.“ Hier bedürfe es zudem einiger Kurskorrekturen, es müssten vor allem die wirtschaftlichen Konsequenzen viel stärker berücksichtigt werden. Senke man beispielsweise die Fleisch-Produktion, dann werden die Importe steigen, die Nachfrage bleibe ja bestehen. Totschnig: „Wollen wir uns bei der Lebensmittel-Versorgung in neue Abhängigkeiten begeben?“
Im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sei man hingegen nun bei der Umsetzung der reformierten GAP (Gemeinsame Agrarpolitik), was unter anderem bedeutet, „dass es hier keinen Euro mehr ohne entsprechende Gegenleistung gibt“. Österreich sei ohnehin eines der umweltfreundlichsten „Landwirtschaftsländer“. Maßnahmen wie der Waldfonds zur Schaffung „klimafitter“ Wälder sind ebenso schon gesetzt wie Investitionen für eine sichere Trinkwasserversorgung in Österreich „für die nächsten Jahrzehnte“ getätigt wurden. Selbst beim „heißen Thema“ Bodenstrategie ist der von der zuständigen Raumordnungskonferenz beschlossene Aktionsplan in Umsetzung. Generell brauche es in „unserer global vernetzten Welt“ dynamische und leistungsfähige Sektoren, die unsere Lebensgrundlagen nachhaltig nützen und schützen. Ganz wichtig sei, dass bei allen getroffenen (rechtlichen) Maßnahmen darauf geachtet wird, „alle Menschen durch konkrete Umsetzungsvorschläge mitzunehmen.“ Sonst reagieren viele der Leute einfach nur mit Widerstand.
Brettljause
In der anschließenden großen Diskussionsrunde mit dem Publikum wurde eine Reihe weiterer Themen angesprochen – etwa über die Frage der richtigen ministeriellen Kommunikation mit der Bevölkerung, dem richtigen Energiemix beim Ausbau der Erneuerbaren, der Lebensmittel-Verschwendung bis hin zur Nachfrage, warum das europäische Lieferkettengesetz immer noch nicht beschlossen ist. Weitere Detailfragen an den Minister konnten die Club Tirol-Mitglieder dann bei einer klassischen „Brettljause“ mit garantiert aus Tirol stammenden Speck und Käse – ausgewählt von SchülerInnen der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Rotholz – stellen.
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