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Club Tirol-Mitglieder besuchten das Josephinum, das Medizinhistorische Museum Wien


Wohl viele in Wien lebende Menschen kennen dieses architektonische Juwel des Klassizismus im Alsergrund - von Außen. Was sich im Inneren des prunkvollen Gebäudes in der Währinger Straße 25 am Rande des weitläufigen Areals des alten AKH verbirgt, ja warum dieser Bau vor 240 Jahren überhaupt errichtet wurde, das wissen jedoch nicht mehr so viele. Geschweige denn, dass sie das Haus schon jemals selbst betreten hätten. Dabei gibt es hier im Josephinum sehr viel zu entdecken, nämlich Wiens medizinisches, einst weltberühmtes Kulturerbe.

"Liebe Beatrix, es war ein wunderbare Idee, dass der Club Tirol mit dir das Josephinum besucht und es freut mich sehr, dass entgegen unserer Erwartung so viele Mitglieder dabei sind", ließ Club Tirol-Vizepräsidentin Renate Danler zu Beginn der abendlichen Führung durch das Josephinum die rund 30-köpfige Besucherschar wissen. Initiatorin der Sonderführung durch das Medizinhistorische Museum war die Fachärztin für Dermatologie und Venerologie Dr. Beatrix Volc-Platzer, selbst Club Tirol-Mitglied.

Die mittlerweile emeritierte Universitätsprofessorin - sowie ehemalige Vorständin der Dermatologischen Abteilung in der Klinik Donaustadt und bis vor kurzem Präsidentin der Gesellschaft der Ärzte Wiens - hat die wissenschaftliche Beratung für die aktuelle Sonderausstellung "Haut - Ferdinand Hebra und sein Atlas der Hautkrankheiten" übernommen.

Ein Haus voll mit Medizingeschichte
"Ich freue mich, dass so viele Interessierte hier sind, wir sind ja in der so reichhaltigen Wiener Museumslandschaft noch ein bisserl ein Geheimtipp", begrüßte auch Museumsdirektorin Christiane Druml die Besucher. Sie erinnerte daran, dass das Haus erst seit 2022 - nach einer vierjährigen, umfangreichen Renovierung - wieder in völlig neuem Glanz erstrahlt. Der große Hörsaal wurde etwa - befreit von einigen Bausünden des 20. Jahrhunderts - soweit möglich in seinen Originalzustand versetzt.

Durch die neu konzipierte medizinhistorische Ausstellung mit zeitgemäßen Schwerpunkten, verteilt auf rund 1.000 m2 Fläche, führte Felix Clam-Martinic, Leiter der Kulturvermittlung im Josephinum. Dieses wurde 1785 von Kaiser Joseph II. als "militär-chirurgisch Josephs-Akademie" gegründet - eine für die damalige Zeit "phantastisch ausgestattete" Lehrstätte für Militärchirurgen. Chirurgen galten zu jener Zeit noch nicht als Ärzte, sondern wurden "als Handwerker bezeichnet." Joseph II. wollte mit der Akademisierung der Ausbildung deren Status anheben. Was ihm rückblickend gesehen durchaus gelungen ist.

Größte Attraktion im Josephinum sind die weltberühmten anatomischen Wachsmodelle. Joseph II. hatte solche äußerst detailreichen Modelle des menschlichen Körpers bei seinen Reisen in Florenz entdeckt und ganz begeistert davon insgesamt 1.192 Modelle - darunter auch Ganzkörper-Figuren - für seine neue Akademie anfertigen lassen. Die Modelle wurden übrigens - gut verpackt zwischen Matratzen - auf Maultieren von Florenz über Bologna und Verona über den Brenner bis zur Donau gebracht und von Linz nach Wien verschifft. Weiters Highlight im Josephinum ist die chirurgische Instrumentensammlung aus dem 18. Jahrhundert, darunter etwa das erste Endoskop der Welt aus dem Jahr 1806.

Künstlerisch gestalteter Hautatlas
"Erst der Wiener Arzt Ferdinand Hebra erkannte Mitte des 19. Jahrhunderts, dass die Haut ein eigenständiges Organ ist, das krank machen kann", erklärte Beatrix Volc-Platzer, die persönlich durch "ihre" Sonderausstellung führte. Hebra dokumentierte, bestimmte und beschrieb mit systematischer Genau¬igkeit Hauterkrankung. Er ließ anhand seiner Beobachtungen ganz genaue, jedoch künstlerisch gestaltete Krankenporträts anfertigen, zusammengefasst im "Atlas der Hautkrankheiten". Seine dermatologische Pionierarbeit machte Hebra (1816-1880) zu einem Mitbegründer der "Zweiten Wiener Medizinische Schule", deren Heilkunde an der Wiener Universität im 19. Jahrhundert Weltgeltung erlangte.

Lange Nacht der Museen
Wer die Führung durch das Josephinum verpasst hat, der hat demnächst eine gute Gelegenheit, das Haus zu besuchen: bei der langen Nacht der Museen am 4. Oktober. Wer sich über etwas ungewöhnliche historische Themen informieren will, dem sei der Vortragsabend am 9. Oktober ans Herz gelegt: da geht es um den "Vampirismus-Aberglauben", der zu Zeiten Maria Theresias in Österreich weit verbreitet war. Alle Infos gibt's auf der Josephinums-Webseite: www.josephinum.ac.at




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